Arbeiten mit der EQ1 Montierung
Hier stelle ich meine Erfahrungen mit der Montierung EQ1 vor:
Vielleicht ist das auch eine Ermutigung für den Anfänger oder den
Astrofan mit wenig Geld.
Selbst mit billigster Technik und einem bisschen handwerklichem Geschick ist
das Thema spannend.
Diese Montierung chinesischer Produktion
ist für vergleichsweise wenig Geld zu haben. Ich suche seit
längerer Zeit eine Reisemontierung für mein schmales Hobbybudget.
Eine von mir selbstgebaute Barndoor-Montierung eignet sich recht
gut zum Fotografieren, aber ein Teleskop zum visuellen Beobachten
darauf montiert ist sehr unhandlich.
Eine zunächst bestellte EQ2 Montierung mit Schrittmotorantrieb
erwies sich als völlig unbrauchbar. Sie ist schon recht schwer,
aber die größte Schwachstelle ist der Antrieb. Der Schrittmotor
- eine an sich gute Technik - wird über einen primitiven Hebelmechanismus
auf ein Zahnrad, welches gleichzeitig als Handrad für die Stundenverstellung
dient, geschwenkt. Dieses Zahnrad eiert jedoch erheblich, so dass
ein kontinuierlicher Antrieb unmöglich ist. Weiterhin kann
an dieser Montierung kein Polsucher angebracht werden. Nach einer
Woche Probe schickte ich diese Montierung wieder zurück. Als
Nächstes habe ich eine EQ1 beschafft. Die kostet mit Antrieb
nur die Hälfte einer EQ2. Der Antrieb ist allerdings auch wieder
abenteuerlich an der Montierung befestigt. Es gibt keine Kupplung
und das Einstellen der Drehzahl findet mit einem winzigen Drehknöpfchen
statt, welches keine reproduzierbare Einstellung zulässt. Das
klobige Motorgehäuse steht der Gegengewichtsachse bei vielen
Stellungen im Weg. Ein Polsucher kann auch hier nicht angebracht
werden.
Trotzdem scheint diese Montierung die bessere Ausgangsbasis für
mich zu sein.
Als Leitrohr verwende ich einen Zeiss 50/540 Refraktor. Es ist bei
ausgezeichneter Abbildungsqualität sehr leicht und ich habe
bis auf das Objektiv alles selbst gebaut. Der Anschluss des Refraktors
an die Montierung ist noch ein Provisorium, funktioniert aber.
Die störende Gegengewichtsachse habe ich durch einen stabilen
Aluminiumwinkel ersetzt. Diese wird am Gehäuse der Montierung
mit einer Schraube M12x1,5 befestigt. Auf diesem Winkel ist ein
einfacher Stativkopf zur Aufnahme der Kamera befestigt.
Hier gibt es jedoch eine wichtige Einschränkung: Eventuelle
Korrekturen in der Höhe (Deklination) kann die Kamera nicht
mitmachen, aber das Guiding (kontrolliertes Nachführen) habe
ich hier nicht vorgesehen. Trotzdem werde ich diese Anordnung beibehalten.
Die Kamera ist voll schwenkbar und ersetzt natürlich auch das
Gegengewicht zum leichten Refraktor.
Für das Polsucherfernrohr der EQ5 habe ich zunächst eine
einfache, aber effektive Lösung gefunden. Um die parallele
Lage zur Stundenachse zu gewährleisten, habe ich ein treppenförmiges
Blechprofil verwendet. Das Polsucherfernrohr steckt in einem längs
aufgetrennten Plastikrohr, damit es leicht drehbar bleibt. Dieses
Plastikrohr wird mit der Blechschiene mit Kabelbindern am Stundenachsgehäuse
befestigt. Der Praxistest hat die Brauchbarkeit dieser Anbringung
bestätigt.
Schwieriger wird es sein, den Antrieb unter Kontrolle zu bringen.
Um den Motor in der Geschwindigkeit einzustellen, verwende ich das
Teleskop mit Fadenkreuzokular und extra-fokal (unscharf) eingestellten
Stern. Ich versuche die Drehzahl des Motors so einzustellen, dass
der Stern möglichst lange in Fadenkreuzmitte verbleibt. Hier
wirkt sich sehr störend aus, dass bei eingekuppelten Motor
keine mechanische Feinbewegung möglich ist. Ich kann an der
Motorsteuerung den Schalter auf die südliche Halbkugel stellen,
um die Feinbewegung zurück zu stellen, aber wenn ich beschleunigen
will, mache ich die vorher erreichte Annäherung der Geschwindigkeit
wieder zunichte. Das ist ermüdend und zeitraubend. Irgendwann
bekomme ich die Einstellung so genau hin, dass ich 400 mm Brennweite
30 Sekunden lang nachführen kann.
Anbringung des Polsuchers. Der Polsucher schmiegt sich, wie auch das Gehäuse
der Stundenachse in die Blechführung,
zusammengehalten durch Kabelbinder.
Anbringung der "Fotoplattform" an der Montierung
Hier ein paar technische Einzelheiten: Zur Erleichterung des Nachführens der Himmelsbewegung bzw. dem Ermitteln der richtigen Nachführgeschwindigkeit des Antriebes benötigt man ein Fadenkreuzokular. Im Schnittpunkt des Fadenkreuzes wird der Stern zur Nachführkontrolle eingestellt und gehalten. Bei dunklem Himmelshintergrund ist das Fadenkreuz aber nur schwer bis gar nicht zu sehen. Ein kleines Lämpchen, vor dem Objektiv befestigt, erhellt das Gesichtsfeld so, dass sowohl der Stern als auch das Fadenkreuz zu sehen sind. Das nennt man Hellfeldbeleuchtung. So ist es leichter, den Stern zu verfolgen und früher wahrzunehmen, ob der Stern die Fadenkreuzmitte verlässt. Wenn das Fadenkreuz so ausgerichtet ist, dass der waagerechte Faden parallel zur Bewegung der Stundenachse ausgerichtet ist, gilt folgende Regel: Wenn der Stern auf dem waagerechten Faden wandert, ist die Nachführgeschwindigkeit zu langsam oder zu schnell. Wenn er sich in der Höhe entfernt, stimmt die Ausrichtung auf den Polarstern nicht und muss überprüft werden.
Als
Mond-, Sonnen- und Planetenkamera nutze ich eine kleine Sony DSC
W1 Digicam. Diese hat einen Gewindering am Kameragehäuse, der
einen guten Anschluss der Kamera am Zubehör ermöglicht.
Über normale M42 Zwischenringe habe ich eine Verbindung zum
Okularende des Teleskops geschaffen. Die Okularsteckhülse habe
ich aus einem M42 Zwischenring gebaut. Hierbei ist zu beachten,
dass das Objektiv der Kamera beim Zoomen keinesfalls das Okular
berührt. Dabei könnte der Objektivantrieb Schaden nehmen.
Die Kamera "sieht", wie auch der Beobachter durch das
Okular des Teleskops. Wenn ich das Objekt visuell scharf stelle,
scheint der Autofokus der angeschlossenen Kamera damit klarzukommen.
Hellfeldbeleuchtung |
Mond- und Planetenkamera |
Die Steckhülse für das Projektionsokular |
Die Kamera mit selbstgebautem Adapterring |
Die EQ1 hat jetzt einen Schrittmotorantrieb in Stunde, ein Gegengewicht, welches
nicht mehr mit dem Antrieb kollidiert und ein vernünftiges Stativ. Mit einer
Distanzscheibe aus 2mm Pertinax ist die Montierung mit der Originalschraube
verbunden.
Hier stelle ich einige Resultate unter Zuhilfenahme der beschriebenen Technik
vor.
Die Bildbearbeitung ist sicher nicht optimal, hier bin ich noch am Üben.
Auch die verwendete Optik stellt nicht das Optimum dar,
als lange Brennweite dient ein 200 mm Objektiv aus DDR Produktion,
versuchsweise habe ich zusätzlich einen 2-fach Telekonverter verwendet,
dieser erzeugt aber deutlich sichtbare Bildfehler.
NGC 7000 (Nordamerikanebel) mit 4/200 Objektiv auf der EQ1
M31 (Andromedanebel) mit 4/200 Objektiv auf der EQ1
Das folgende Foto sind mit dem Telekonverter 2-fach, VEB Optische Werke Weixdorf
am 4/200 Teleobjektiv entstanden. Die Bildfehler dieser Optik treten recht deutlich
hervor, es ist
jedoch zu sehen, dass diese Brennweite durchaus noch verwendet werden kann.
M57 (Ringnebel in der Leier) mit 4/200 Objektiv und 2-fach Konverter auf der
EQ1
Hier der "Größenwahn"
- Aufnahme im Fokus des 50/540 mm Teleskops
30 Einzelbilder a 15 und 30 Sekunden, mit Deepsky Stacker addiert.
Sogar die kleine Galaxie beim M11 ist sichtbar !
Allerdings waren mehr als 50 % der Bilder nicht zur Weiterverarbeitung geeignet,
da durch den leichten Wind verwackelt oder durch nicht wirklich konstante Nachführung
in die Länge gezogen ...
Aber immerhin. Die noch mäßige Bildverarbeitung sei mir verziehen,
hier habe ich noch zu lernen.
M11 (Kugelsternhaufen im Herkules) mit 50/540 mm Teleskop und Canon EOS 1000
D auf der EQ1
Mond am 22.9.2012 im direkten Fokus des 50/540 Teleskops mit Canon EOS 1000
D
Aufnahmen mit der Mond- Sonnen und Planetenkamera:
Sonne am 23.9.2012 mit 50/540 Teleskop, 25 mm Huygensokular mit Zeiss Okularsonnenfilter.
+++ Das Okularfilter sollte keinesfalls für Objektivöffnungen
über 50 mm verwendet werden !!! +++
Auch beim Einsatz an diesem Miniobjektiv ist die Zeit begrenzt, in der keine
Schäden durch
Erwärmung auftreten. Bei Nichtbenutzung decke ich das Objektiv sofort ab!
Detail der Aufnahme von oben.
5.2.2018 - Die EQ1
sitzt jetzt auf einem Holzstativ, welches ich vor einiger Zeit für ein paar
Euros bekommen hatte:
Jetzt ist auch ein Schrittmotor angebracht. Damit lassen sich kleine Brennweiten
ausgezeichnet nachführen.
Für diesen Botor gibt es einen Batteriepack mit vier Monozellen. Alternativ kann
ich ein kleines 5 Volt Netz-
teil genutzt werden, was ich zufällig rum liegen hatte.