Phonographen und Walzen

der Phonograph wurde 1877 von Thoma Alva Edison erfunden. Er war es, der die Aufzeichnung von Schall und dessen Wiedergabe praktisch ermöglichte. Als Aufnahmemedium diente anfangs Zinnfolie. Sie wird auf eine Walze gespannt, die Walze dreht sich, durch den Trichter werden die Schallwellen eingefangen, die Membran setzt die Schwingung in eine Hin- und Herbewegung des Stichels um, der dann schließlich eine Spur in die Zinnfolie gräbt. Dabei wird die Walze seitlich verschoben, so daß eine Spiralspur entsteht. (wie ein Gewinde) Wird dann der Schneidstichel durch eine stumpfe Nadel ersetzt und diese wieder am Anfang der Aufzeichnungsspur gesetzt, wird beim Drehen der Walze der Schall wiedergegeben. Da hier eine "Berg- und Tal-Bahn" erzeugt wird, spricht man hier von Tiefenschrift

So einfach das aussieht, sehr viel Arbeit war nötig, das Ganze praktikabel zu machen. Edison dachte zunächst nur an die Nutzung als Diktiergerät. Fast alle Phonographen, die er entwickelte, hatten auch eine Aufnahme-Funktion.
Um 1880 brachte er Geräte auf den Markt, zumeist mit Handkurbelantrieb. Sie waren allerdings nicht sehr erfolgreich, da die Wiedergabe doch sehr verzerrt war. Edison sah sich zu dem Zeitpunkt nicht in der Lage den Phonographen weiter zu verbessern.
Der nächste Entwicklungsschub kam durch
Bell und Tainter mit der Einführung der Wachs-Walze. Hier konnte eine viel feinere Tonspur geschnitten werden, die eine wesentlich bessere Wiedergabe ermöglichte. Das Bell-Laboratorium ließ sich 1886 das Graphophone patentieren.
Nun wurde auch Edison wieder aktiv. Er führte für seinen Phonographen auch die Wachs-Walze ein, setzte für die Wiedergabe einen abgerundeten Saphier-Stift ein. Hiermit konnte die Wiedergabe abermals verbessert werden und die Walzen hielten länger. Auch eine Abschleif-Vorrichtung für bereits bespielte Walzen wurde eingeführt. So konnte eine Walze mehrfach verwendet werden. Im Vordergrung stand aber immer noch die Verwendung des Phonographen als Diktier-Gerät. 1888 führte Edison seinen verbesserten Phonographen auf dem Markt ein.

 

Links ist ein Saphir für die Wiedergabe eines Phonographen abgebildet. Deutlich ist die abgerundete Form des Saphirs zu sehen. Eine Nadel würde die Walze sofort zerstören. Ähnliche Abtastsysteme werden auch für Tiefenschrift-Schallplatten eingesetzt. (Siehe auch in der "Schellackplatten-Abteilung")


So waren zwei konkurrierende Firmen entstanden:
Edisons National Phonograph Company
und die
Columbia Graphophone Company.
 

Ein entscheidender Fortschritt war im Jahre 1903 die Möglichkeit, Walzen zu vervielfältigen. Bis zu diesem Zeitpunkt mußte jede Walze einzeln aufgenommen werden, oder mechanisch vervielfältigt werden, was jedoch einen erheblichen Qualitätsverlust mit sich brachte.
Jetzt konnte die Walze elektrostatisch vergoldet werden, dadurch wurde sie elektrisch leitend und es konnte ein galvanoplastischer Abdruck in Form eines Hohlzylinders gewonnen werden. Dieser brauchte nur noch mit heissem Wachs ausgegossen werden. Nach dem Erkalten konnte die Wachswalze entnommen werden und war abspielbereit. Es entstanden die
Edison Goldguss-Walzen

 

Die Goldguss-Walzen werden mit einer Drehzahl von 120 U/min gespielt und haben eine Spieldauer von 2 Minuten.
Wie sich eine Goldguss-Walze anhört:
Hörprobe (Adventures of John Willie)
Die "Normal-Walze" hat einen Innendurchmesser von 43 Millimeter und eine Länge von 107 Millimeter. Für Diktiergeräte wurden auch Walzen mit 150 Millimeter Länge verwendet.(Siehe auch beim
Lindström Parlographen)Es gab auch noch die "Konzert-Walzen", diese haben einen Durchmesser von 107 Millimeter bei einer Länge von 107 Millimeter. Je nach Hersteller gab es auch andere Walzen, diese waren aber nicht so verbreitet. Die Drehzahl schwankte bei diesen zwischen 80 U/min und 160 U/min


Im Jahre 1909 wurde schließlich die 4-Minuten-Walze eingeführt. Sie hieß bei Edison "Amberol" und bestand in der letzten Entwicklungsstufe aus Zelluloid. Diese Walzen waren unzerbrechlich, was auch einen großen Fortschritt darstellte, da die Wachs-Walzen sehr empfindlich waren.. Häufig waren die Zelluloid-Walzen eingefärbt: bekannt sind die Edison "Blue Amberol"

In der Mitte ist eine "Blue Amberol",
rechts eine schwarze 4 Min. Zelluloid-Walze

 Wie sich eine Blue Amberol anhört:
"Funiculi-Funicula" gesungen von Charles W.Harrison im Februar 1916
(Mein Dank an generaltransfer für das Überspielen der Walze)


Meine Walzen-Sammlung:
Klein, aber kann ja noch werden

Nr

Titel

Interpret

Marke

Minuten

17050

Lothringermarsch

Orchestre d. Garde Républicaine Paris

Edison-Goldguss

2

15307

Ein Berliner Sonntagsvergnügen

Gustav Schönwald

Edison-Goldguss

2

15467

Tiroler Holzhacker Buab'n Marsch

Edison-Orchester

Edison-Goldguss

2

70

Fantasie aus "Der Freischütz"

Edison-Concert-Kapelle

Edison-Goldguss

2

15157

Zapfenstreich und Gebet

Edison-Orchester Berlin

Edison-Goldguss

2

15217

Der stumme Musikant

Gustav Schönwald

Edison-Goldguss

2

12406

Glücklich ist, wer vergisst, Duett aus "Fledermaus"

Adelheid Rubens und Paul Biegler

Edison-Goldguss

2

57

Ouverture zu "Wilhelm Tell"

Edison Konzert-Kapelle

Edison-Goldguss

2

17675

La Matchiche

Orchestre d. Garde Républicaine Paris

Edison-Goldguss

2

17239

Les Huguenots, Air du Page: Noble Seigneur

Mme Mathieu

Edison-Goldguss

2

823

I'm the man

Roberts

Columbia

2

23

Charles VI, Guerre aux Tyrans

Paul Aumonier

Pathé

2

17184

Faust Sérénade

Fernand Baer

Edison-Goldguss

2

6933

Adventures of John Willie

A. Gilbert

Edison Bell

2

3360

Keep the home fires burning

Dadmun

Columbia

4

2002

A woodland serenade

Band

Edison Amberol

4

2525

Funiculi-Funicula

Charles W. Harrison, Chorus

Edison Amberol

4

10494

As the years roll by

Harry Trevor

Edison Bell

2

889

Over the waves (?)

Band

Edison

2

9101

Un Quadrille à la Préfecture

Dutreux des Concerts Parisiens

Pathé

2

 
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