Pflege, Reparatur und Umgang mit Schellackplatten
Hier will ich meine Erfahrungen
auf diesem Gebiet zum Besten geben. Natürlich kann ich mich auch irren
oder meine Tipps sind für bestimmte Problemfälle nicht optimal oder
ungeeignet. Deshalb übernehme ich auch keine Haftung oder Verantwortung
für eventuell entstandene Schäden.
Für mich ist es wichtig, die Platten wieder spielbar zu machen, optische
Aufwertungen interessieren mich nicht so sehr.
Reinigen von Platten: Wenn man eine Schellackplatte bekommt, sollte man sie
zuerst reinigen. Ich habe die besten Erfahrungen mit lauwarmen Wasser und einen
Microfaserlappen (z.B. Hara) gemacht. Mit dem Lappen kann die Platte durch kreisende
Bewegungen bis zum "Grund" der Rille gereinigt werden. Mit dem ausgewrungenen
Lappen wird die Platte schließlich vorgetrocknet. Anschließend sollte
man sie in einem Ständer zum Trocknen aufstellen. Hinlegen der Platten
ist nicht so empfehlenswert, da das Etikett abfärben kann. Das Ergebnis
ist meist nicht nur optisch ansprechend, auch das Rauschen ist vermindert. Da
viele Platten auf dem Dachboden gelagert wurden, hat sich mineralischer Staub
abgelagert, der für erheblichen Verschleiß sorgt. Deshalb vor dem
ersten Abspielen zu Hause immer erst reinigen !
Abzuraten ist von der Verwendung irgendwelcher Reinigungsmittel - viele enthalten
Alkohol, dieser löst das schellack an und ruiniert die Platte!
Richten von verbogenen
Platten: Durch das liegende Lagern der Platten
in Alben sind Platten häufig verzogen oder regelrecht verbogen.
Am Einfachsten ist es, die Platte auf eine ebene Unterlage zu legen - z.B. Glasscheibe.
Das Ganze dann in den Backofen. Bei 65 Grad legt sich die Platte nach einiger
Zeit ( 30 Minuten oder mehr) plan auf die Unterlage. Das Ganze aus dem Ofen
holen und langsam abkühlen lassen - fertig !
Wichtig ist auch, vorher die Platte auf Risse zu prüfen. Ein unscheinbarer
Haarriß kann sich beim "Bügeln" erweitern. Diese Risse
müssen vorher fixiert werden.
Risse sind leider häufig anzutreffen. Am harmlosesten ist der Haarriß.
Wird er rechtzeitig erkannt und die Platte entsprechend behandelt, stellt er
kein Problem dar und ist beim Abspielen nicht hörbar. Haarrisse können
vom Rand ausgehen, sich irgendwo innerhalb der Platte befinden oder vom Mittelloch
ausgehen. Bei den beiden letztgenannten ist meistens nicht viel zu tuen. Ist
der Riß im Bereich der Rillen, ist keine Fixierung möglich. Befindet
er sich im Bereich des Auslaufes, kann er mit einem Tröpchen Klebstoff
gesichert werden. Ich benutze hierfür Zweikomponenten-Kleber (Epoxidharz)
Dieser Kleber hat eine sehr hohe Festigkeit und ist sehr alterungsstabil. Als
Vorbereitung wird ein kleiner Bereich um den Riß angerauht, der Staub
weggeblasen und der Tropfen aufgebracht. Nach einer Stunde ist der Kleber genügend
ausgehärtet.
Bei Rissen am Rand ist darauf zu achten, daß die Plattenteile nicht seitlich
versetzt sind ! Die daraus entstehende "Stufe" setzt dem Saphir enorm
zu und sollte verhindert werden. (Auf dem Grammophon sollten reparierte Platten
nicht mehr abgespielt werden.) Um die Plattenteile auszurichten kann auf einer
ebenen Unterlage mit Gewichten und Papierunterlagen gearbeitet werden. Es ist
darauf zu achten, daß über den gesamten Bereich des Risses keine
"Stufe" entsteht. Das kann manchmal ein langwieriges Verfahren werden,
lohnt aber den Aufwand. Vorher sollte der Rand im Bereich des Risses aufgerauht
werden, um dem Kleber einen optimalen Halt zu geben.
Reicht der Riß bis in den Auslauf, sollte auch dort etwas Kleber plaziert
werden.
Besonders
gut geeignet, um Platten-Bruchstücke auszurichten ist eine
Heimwerker-Werkbank, die für wenig Geld (ab 15,- €) zu bekommen
ist. |
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Hier ist noch mal im Detail zu sehen, wir die Platte ausgerichtet wird. Voraussetzung ist natürlich, daß die Bruchstücke eben sind. Das kann, wie bei Richten von verbogenen Platten beschrieben, geschehen. Die hier dargestellte Platte spielt, bis auf den kleinen Ausplatzer in der Bildmitte oben, durch ! |
Komplette Brüche sind das Schlimmste, was pasieren kann. Aber auch eine
Platte, wie hier abgebildet, kann noch zum "Leben" erweckt werden.
Hierbei ist allerdings viel Geschick und etwas Glück nötig. Die Platte
darf nicht zu sehr verzogen sein und sie muß sich "nahtlos"
zusammenfügen lassen. Passen die Scherben nicht mehr zusammen, bzw. bleibt
ein Lichtspalt zu sehen, ist es um die Platte geschehen. Wenn sich aber die
Scherben "nahtlos" zusammenfügen lassen, besteht eine gute Chance,
die Platte abspielen zu können.
Zum Kleben
benutze ich einen Kunststoffkleber (Pattex Plastic) Dieser Klebstoff
ist sehr dünnflüssig und kann mit der Auftragekanüle
sehr fein dosiert werden. Wichtig ist, daß kein Klebstoff
in die Rillen quillt. Gänzlich läßt sich das zwar
nicht verhindern, der überschüssige Klebstoff kann aber
nach einem Tag Aushärten mit einem Stückchen fester Pappe
oder einer Plastiknadel recht gut entfernt werden.
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Zum Kleben von Rissen darf kein Universal-Kuststoffkeleber o.Ä. verwendet
werden. Diese würde an den Rillen herausqellen und diese verstopfen. Die
herausgequollene Wulst ist nach dem Aushärten des Klebstoffes sehr hart
und wiederstandsfähig und kann deshalb kaum noch entfernt werden. Als Folge
wird hieraus ein Hänger beim Abspielen der Platte entstehen. (Eigene Erfahrung
bei ersten Reparaturversuchen - z.B. mit UHU-Allplast.) Der Klebstoff, den ich
jetzt verwende, löst die Klebeflächen an und trägt sebst fast
kein Material auf. Das erfordert zwar hohe Paßgenauigkeit der Klebenaht,
das aber ist ohnehin Voraussetzung für einen einwandfreien Lauf der Platte.
Die Ränder des Risses werden nach dem Aushärten und wenn man sich
vom einwandfreien Lauf der Platte überzeugt hat, mit Epoxidharz gesichert.
Die Klebung an sich ist nicht sehr haltbar. Eine zusätzliche Verstärkung
deshalb unbedingt zu empfehlen.
Die Nadel ist von entscheidender Bedeutung für die Haltbarkeit und Wiedergabe der Schellackplatte. Im rechten Beispiel sind je eine neue (unten) und eine verschlissene (oben) Nadel abgebildet. Um eine Nadel beurteilen zu können, reicht eine starke Lupe aus. Bei der neuen Nadel ist die Spitze gleichmäßig geformt. Bei der verschlissenen Nadel ist die Spitze schräg abgeschliffen. Das fällt ganz besonders beim Drehen der Nadel auf. Ändert sich das Abbild der Spitze, ist die Nadel mit ziemlicher Sicherheit verschlissen. Hat man keine Lupe zur Hand kann auch eine "Nagelprobe" gemacht werden: Die Nadel wird im flachen Winkel über den Fingernagel gezogen. Der Versuch sollte mit verdrehter Nadel wiederholt werden. Bleibt auf dem Fingernagel ein Kratzer zurück ist die Nadel verschlissen. Der Kratzer wurde durch den Grat der Nadel gebildet, der beim Abspielen entsteht. Mit der hier abgebildeten Nadel wurde nur eine Platte abgespielt (beidseitig)! |
Versand
von Schellackplatten: Wenn Sie die Platten verschicken wollen hier noch einige
Tipps:
Schellackplatten sind sehr zerbrechlich, fast wie ein rohes Ei und nicht vergleichbar
mit neueren Langspielplatten, die sich unter Druck etwas biegen. Ich habe
solche Platten immer in 2-3 Lagen Wellpappe (wie sie in jedem Supermarkt als
Abfall aus alten Kartons liegt) auf jeder Seite verpackt (insgesamt also 6 Lagen
Pappe). Das ganze habe ich dann mit Klebeband verklebt. Die Platte besteht aus
starrem Material und kann sich beim Transport nicht biegen wie eine LP. Sie
würde brechen, sobald im Paket etwas Druck entsteht. Die Pappe fängt
Druck ab und sichert die Platte. Dies nur als kleiner Hinweis.
Große Plattenstapel sind etwas unempfindlicher.
Zum Abspielen und Aufnehmen von Schellacksound habe ich hier etwas zusammengetragen.