Erfahrungen beim Restaurieren eines Plattenschneidegerätes


 

Am 3.4.2017 ist mir ein Plattenaufnahmegerät für 78er Platten der Marke Saja (Sander und Janzen) geschenkt worden. Dieses großzügige Geschenk erhielt  ich von Herrn Wolfgang Riegel, dessen Vater es gehört hatte. Er hat hiermit viele Platten mit diesem Gerät aufgezeichnet. Natürlich hat das sogleich meinen Ehrgeiz geweckt, dieses Teil wieder zum Leben zu erwecken!


Es ist ein umgebastelter Schneidkopf montiert, der einen zweiten Hufeisenmagneten trägt, wahrscheinlich um die Amplitude des Schneidstichels zu verstärken. Die Lautsprecherstecker der DDR Norm deuten auf einen niederohmigen Anschluss hin. Der Motor ist sehr schwergängig. Bevor es hier richtig losgeht, fange ich an, im Netz zu recherchieren. Bald stoße ich auf die Firma Saja, die hauptsächlich Tonbandmaschinen produziert hat. Mein Gerät scheint Ende der 30er Jahre produziert worden zu sein. Als Erstes versuche ich, den Motor zu Laufen zu bekommen. Er wird ausgebaut und die Lagerabdeckungen werden geöffnet. Ein paar Tropfen Öl lösen die verharzte Schmiere und bald lässt sich der Motor starten. Ich lerne, dass er nicht von selbst anlaufen kann, sondern von Hand angeworfen werden muss! Es ist eine Sonderform eines Synchronmotors. Wird direkt an 220 Volt angeschlossen, der Lichtschalter rechts im Bild diente wohl mal als Ein/Ausschalter.

Hier ist der Plattenteller abgenommen. Die Antriebsmechanik des Tonarms sieht gut aus, nur ein paar Tropfen Öl, mehr ist nicht zu tun. Eine Baustelle wird auf jeden Fall der Schneidkopf. Das Original leidet an Zinkfraß, hier komme ich vorläufig nicht weiter. So werde ich erst mal die Bastellösung (im Bild) bearbeiten.

Der zerlegte Schneidkopf, Marke "Gravor" Der vorn abgebildete Teil besteht aus zerfressenem Zinkspritzguss

Der Aussteuerungsmesser. Es ist ein Voltmeter, hier an einen "Sternrecorder" angeschlossen. Bei voll aufgedrehter Lautstärke entsteht ein Ausschlag, wie abgebildet. Aus dem Schneidkopf ist bereits etwas zu hören. Ich schneide auf PVC und CDs, ohne jedoch bis jetzt gute Ergebnisse. Die hörbaren Töne gehen noch im Rauschen unter.

Es entstehen auf jeden Fall jede Menge Späne! Hier ein PVC Rohling aus dem Deckel eines Farbeimers...

Eine CD-Schallplatte ....



Vergrößerung der Spur - sieht nicht schlecht aus!


Die Schneidstichel

Das geeignete Material zu finden, wird eine besondere Herausforderung werden. Das Polycarbonat der CDs scheint recht hart zu sein, die Tonspur rauscht heftig. Der PVC Deckel hat sich nicht nicht ohne Grat schneiden lassen, war völlig ungeeignet. Die vom Vorbesitzer erhaltenen Selbstaufnahmen sind von der Qualität her einer Industrieplatte unterlegen, aber zur Anschauung bestens geeignet. Wenn ich dahin komme, wäre ich schon sehr zufrieden!

 

14.4.2017 - Habe mittlerweile schon verschiedene Aufnahmemedien ausprobiert, hier auf dem Deckel eines Farbeimers: Aufnahme auf Deckel bis jetzt das beste Ergebnis. Ein Röntgenfilm lässt sich auch verwenden, es entsteht jedoch kein gleichmäßiger Span.

Beim Eimerdeckel aus PVC lässt sich dieser endlose Span leicht entfernen, er kann beim Aufnahmeprozess mit der Hand aufgewickelt werden und behindert nicht das Schneiden. Wenn sich der Span verklemmt, entsteht starkes Rauschen.

Das Auflagegewicht für das PVC scheint bei dieser Einstellung optimal:


Die Schneidstichel scheinen sich recht schnell abzunutzen. Habe anfänglich mit CDs experimentiert, hier war der Verschleiß am höchsten. Werde später versuchen, die Stichel mit einem Abziehstein wieder zu schärfen.
Als Verstärker nutze ich jetzt meine DDR Stereoanlage, der niederohmige Lautsprecherausgang scheint ein brauchbares Signal zu liefern. Habe zunächst versucht, eine Schellackplatte zu überspielen. Da jedoch der Ausgangsklang schon beeinträchtigt ist, kann das Ergebnis nur schlechter werden. Nutze jetzt einen CD Player. Ein Nebeneffekt ist noch, dass ich aktuelle Titel auf Platte schneiden kann, was ich mal in der nächsten Runde vorführen kann...
Hier die Anordnung zum Überspielen einer Platte.

16.4.2017 - Das schlechte Wetter der Osterfeiertage verschafft mir Zeit zum Basteln. Ich will versuchen, den Grawor Schneidkopf zum Leben zu erwecken. Als Erstes experimentiere ich mit dem Magneten. Der Magnet ist allerdings ziemlich kraftlos. Diesen versuche ich zu magnetisieren. Ich bastele einen Gleichrichter mit großem Kondensator, der dann über einen Spule mit wenigen Windungen entladen wird. Für die Schaltung nutze ich mein altes Experimentierchassis. Der Kondensator von 470 µF wird auf 320 Volt aufgeladen, die Spule besteht aus 10 Windungen Schaltdraht.  Als Schalter nutze ich einen 220 Volt Lichtschalter, der beim ersten Schalten gleich verschweißt...
Nach ein paar Entladungen hat sich das Magnetfeld geringfügig verstärkt. Jetzt versuche ich das Hufeisen durch Bestreichen mit einem kräftigen Magneten zu bestreichen. Das bewirkt das Gegenteil. Mit einem Kompass ermittele ich die Polung und experimentiere noch ein Weilchen.


Das Gehäuse ist von der Zinkpest zerfressen.

   Mit Zweikomponenten Kleber ist das Puzzle zusammengesetzt. Die Gummiteile sind noch elastisch und werden wieder verwendet.
 

  
Ansicht von der Stichelseite aus - ohne und mit Gummilager

17.4.2017 - Das verklebte Zinkteil ist ausgehärtet und kann wieder montiert werden. Das ist etwas fummelig, gelingt aber. Die Spule hat 10 Ω, kann also auch an den niederohmigen Ausgang des Rema angeschlossen werden. Ich teste es, das Signal ist nur sehr leise wahrzunehmen. Dann lege ich die Magnetbrücke meines Namensschildes von der Arbeit auf den Magneten und sofort entsteht eine ordentliche Wirkung!


Magnetverstärker
Video zur Wirkung des Magneten

Die jetzt aufgenommen Platte ist von besserer Qualität als das bisher erreichte! Jetzt warte ich auf die bestellten Magnete, um damit weiter zu experimentieren. Ich will den Grawor möglicht wieder mit dem original Deckel verschließen.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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