Grammophon
Werkstatt
auf dieser Seite will ich über meine Erfahrung bei
der Reparatur und Restaurierung von Grammophonen berichten. |
Für denjenigen, der noch keine Erfahrungen mit der
Technik eines Grammophons hat finden sich hier einige Grundlagen. |
Fehlertabelle
(in der linken Spalte sind
Fehler aufgelistet, in der rechten Spalte die Ursachen für diese Fehler
und ebefalls rechts in kursiver Schrift, Hinweise zur Fehlerbehebung)
Plattenteller dreht nicht, ist fest |
1.
Motor komplett eingerostet |
Plattenteller dreht nicht, läßt sich aber leicht von Hand drehen |
1.
Antriebsfeder nicht aufgezogen. |
Plattenteller dreht, aber Leiern beim Abspielen einer Platte, ungleichmäßige Drehzahl |
1.
Plattenteller auf Antriebswelle lose. |
Plattenteller dreht, bleibt beim Einstellen der Geschwindigleit stehen |
1. Anlaufscheibe des Regulators auf der Welle fest |
Plattenteller dreht, Geschwindigkeit läßt sich nicht einstellen. |
1.
Verbindung des Einstellhebels zum Bremshebel des Regulators unterbrochen,
bzw. lose. |
Plattenteller dreht, Geschwindigkeit läßt sich einstellen, ist aber zu hoch oder zu niedrig |
1.
Verbindung zwischen Einstellhebel der Geschwindigkeit und Bremshebel
regulator ist verstellt oder lose. |
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Ton beim Abspielen einer Platte verzerrt, klirrt, scheppert |
1.
Lagerung Übertragungshebel (1) an Schalldose lose |
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Der Antrieb
Dieser Motor (Columbia Nr.50) war in einem wirklich jämmerlichen Zustand, siehe linkes Bild. Ich hatte ihn in meiner Kindheit auf dem Müll gefunden - er sah damals nicht viel besser aus ! Die Lagerung in der Ecke eines Schuppens über 30 Jahre beförderten auch nicht seinen Zustand. Da der Motor ein englisches Fabrikat ist, mußte ich peinlich darauf achten, jede Schraube zu retten. Mit Rostlöser über Nacht eingeweicht und jeden einzelnen Schraubenschlitz vorher bis auf den Grund gereinigt, gelang es mir alle Schrauben ohne zusätzliche Beschädigung herauszubekommen. Beim Zerlegen sollte man auf die Lage und Anordnung diverser Scheiben und Federn achten - skizzieren oder fotografieren. Es ist wirklich ratsam, alles zu zerlegen, um wirklich jedes Lager und Gewinde reinigen zu können Zum Entrosten habe ich fast nur eine Drahtbürste verwendet - lediglich die Außenseite des Federgehäuses und die Bodenplatte des Motors mußten wegen des tief eingedrungenen Rostes mit feinem Schleifpapier gereinigt werden. Alte Fettreste lassen sich am Besten mit Bremsenreiniger (im Kfz-Zubehör erhältlich) reinigen, eventueller Rost an Lagerstellen mit sehr feinen Schleifpapier entfernen. Keinesfalls sollte versucht werden, vor der abgeschlossenen Reinigung irgendwelche Wellen mit Gewalt durchzudrehen um sie zu lockern. Es kann sein, daß sich zwischen den Zahnflanken Fremdkörper befinden, die das Getriebe dauerhaft schädigen können. Es ist besser, die Wellen und Zahnräder mit einem passenden Dorn aus den Lagern zu schlagen - wenn man denn herankommt. Auch Rostlöser wirkt hier Wunder. Tickende Geräusche beim Betrieb des Motors deuten auf beschädigte Zähne hin. Die meisten Zahnräder können in der Höhe durch Distanzscheiben verstellt werden, so daß man die Möglichkeit hat, einen störungsfreien Eingriff zu gewährleisten. Bei diesem Motor war ein bogenförmiger Ausbruch am Schneckenrad der Plattentellerwelle auf diese Weise unschädlich zu machen. |
Die
nächste harte Nuß ist diese Feder
eines Columbia Nr.50 |
Schließlich habe ich die weitgehend entrostete und gefettete Feder wieder eingesetzt. Zuerst wird sie am Federgehäuse befestigt. In das Federgehäuse kommt reichlich Fett. Beim Einlegen der Feder kommt es so gut zwischen die einzelnen Lagen. |
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Hier war
der Original-Haltestift versehentlich von außen abgefeilt
worden - ich glaubte die Feder wäre genietet. So nahm ich eine
ca. 20 mm lange M3 Schraube, mit der das Befestigen der Feder sehr
einfach war. Das außen überstehende Ende habe ich später
weggefeilt. Anschließend wird das Gehäuse auf der Werkbank
festgespannt und die Feder vorsichtig von außen nach innen
eingelegt. Dabei ist auf die richtige Lage des inneren Hakens zu
achten ! Vorher unbedingt eine Skizze machen. |
Hier der sehr lesenswerte Beitrag zum Thema Grammophonfeder von Herrn Dankwarth:
Auf der Suche nach Schalldosen stieß ich auch auf Ihre Internet-Seiten und habe sie mit Interesse und Vergnügen gelesen. Warum? Nun, meine Reparatur-Erfahrungen entsprechen den Ihren. Doch möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie viel schärfer auf die Verletzungsgefahr im Umgang mit dem Aus- und Einbau von Federn hinweisen müssen!
Federn in der Größenordnung bis 10 mm Breite können schon verletzen, wenn man nicht weiß, wie sie in jeder Beziehung „anzupacken“ sind. Ich denke hier an Bastler, die sich mal so gelegentlich an einer Uhr oder gar einem Grammophon „versuchen“.
Federn in der Größenordnung von 10-25 mm Breite müssen unter unbedingter Einbeziehung von Schutzmaßnahmen behandelt werden. Ich spreche hier zum einen aus schmerzlicher Erfahrung (das war mein erster leichtgläubiger Versuch, eine 20 mm breite Feder aus dem Federgehäuse herauszuholen), dann zum anderen, später informiert durch das Gespräch mit zwei Uhrmachermeistern und der Firma für Uhren-Zubehör, SELVA.
Falls Ihnen diese Firma nicht bekannt sein sollte: SELVA Technik, GmbH & Co.KG. , Christian-Messner-Str. 29, 78647 Trossingen, Tel.: 07425-930400, Internet: www.selva.de. Hier bekommen Sie alles Zubehör für Uhren ( auch für andere Hobby-Bereiche), für Grammophone nur die Federn! Für Grammophone auch keine Achsen und Zahnräder! Dafür aber Bronze-Buchsen für ausgeschlagene Achslager und Wellen.
Schutzmaßnahmen für den Aus- und Einbau von Federn sollten unbedingt sein:
1.) „Absolut“ sicheres Einspannen des Federgehäuses im Schraubstock mit Schutzbacken und Drei- bzw. Vierecksloch in den Backen.
2.) Unbedingtes Anziehen von Lederhandschuhen, möglichst mit Stulpen.
3.) Unbedingtes Aufziehen einer schlagfesten Schutzbrille (also keine Glas-Gläser).
4.) Gehäuse-Achse herausnehmen.
5.) Inneres Federende mit einer gut greifenden Zange (rechte Hand) herausziehen.
6.) Mit linker Hand ein Handtuch über die jetzt „explodierende“ Feder halten.
7.) Stoßgebet halten, daß es geklappt hat oder vorher einen Korn trinken zum Mutmachen.
Wenn man häufig Federgehäuse aufarbeiten muss, dann epfiehlt sich der Kauf (bei SELVA) eines „Federwinders“. Dieses Werkzeug ermöglicht nun das wahrhaftig problemlose Aufspulen der Feder und das ebenso problemlose Einsetzen der Feder. Man bräuchte auch keine Handschuhe und Brille, aber, der Teufel ist ein Eichhörnchen… Neue Federn sind so eng aufgewickelt, daß man die mit Draht zusammengehaltene Feder ohne weiteres in das Federgehäuse einlegen kann. Aber mit dem langsamen Aufdrehen des Drahtes darauf achten, daß die Lage des Federpaketes schon so zu liegen kommt, daß das gelochte, äußere Federende auf dem Gehäusehaken aufsitzen oder sich dahinter verhaken kann
Ich selber, das ist mein Hobby, repariere Großuhren und Mechanische Musikinstrumente. Dazu gehört natürlich auch eine Feinmechaniker-Werkstatt bzw. Ausrüstung. Das habe ich mir alles selber beigebracht, denn mein Beruf war Fernsehtechniker beim Südwestfunk, also eine ganz andere Ausbildung.
Im Wesentlichen wollte ich auf die Gefahren im Umgang mit Federn aufmerksam machen, weil ich das in Ihrer Reparatur-Anleitung nicht so eindeutig finden konnte.
Mit freundlichen
Grüßen, Dieter Dankwarth
Schalldosen
Bestandteile der Schalldose
1. Lagerung des Nadelträgers |
2. Verbindung des Nadelträgers mit Membrane |
3. Membrane mit Gummiringen |
4. Nadel |
Sehr hilfreich zum Justieren eines Motors sind Stroboskop-Scheiben:Auf der Seite von www.oldcrank.com (auch sonst einen Besuch wert !) finden
sich zwei davon: |
Links zum Thema Restaurieren: |